„Yes, I probably would sell more records if I did things a different way, but then I wouldn’t be happy.“
Professor Doktor Werner Knorb. Der Jazz-Schimpanse, wie er leibt und lebt. Das Rolling-Stone-Magazin hatte ihn interviewt und gefragt, warum sein neues Album Brass Beauty, das Stücke enthält, die nur eine Handvoll Jazzkenner beim dritten Glas Absinth in einem abgelegenen Pariser Kellerclub goutieren, nicht zugänglicher sei. Warum er sich den Weg zu einem breiteren Publikum so selbst verbauen würde.
Knorb zuckte die haarige Schulter, schob die florale Brille nach oben und antwortete auf seine Weise:
„Ich bin nicht hier, um zu gefallen. Ich bin hier, um zu klingen.“
Dabei ist Brass Beauty kein sperriges Werk. Es ist nur eigensinnig. Patricia Barbers Black Magic Woman eröffnet das Album wie eine Einladung in ein mondbeschienenes Paralleluniversum. Maaloufs Nomade Slang zieht dann die Teppiche unter den Füßen weg – rhythmisch, schwebend, nie da, wo man ihn erwartet. Jeff Lorber bringt die Synthesizer zum Schmelzen, Jenny Evans konterkariert mit bittersüßer Nostalgie. Gallianos Bandoneon flimmert, Helge schmeißt Möhrchen, die Tribordais besingen melancholisch eine Marie-Jeanne, und Nikki Yanofsky bringt mit Birdland den klassischen Rausschmeißer.
Das alles orchestriert, kommentiert und unterwandert von einem Professor, der seine Tuba wie ein Tagebuch spielt: voller Geheimnisse, verschütteter Erinnerungen und schallendem Gelächter aus einer anderen Zeit.
Wenn Knorb auf Tour geht, reist er mit zwei Dackeln, einem portablen Röhrenverstärker und einem Notizbuch, auf dem „Not For Spotify“ steht. Seine Musik sei, so sagt er: „Für Menschen, die lieber lauschen als klicken“.
Und das Rolling Stone-Interview endet mit einem Satz, der im Jazzlabor von Meiderich seitdem an der Wand steht:
„Mainstream ist wie brackiges Emscherwaseer. Nichts für Affen mit Geschmack.“
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