Helge Schneider schaut mal wieder auf Stippvisite im Jazzlabor vorbei:
„Also Werner, dein Brass Beauty… du hast mir ja das Vorabdingens gemailt. Das is wie Oktoberfest mit Eierlikör! Ich hab Tränen gelacht und gleichzeitig ’n bisschen Gänsehaut gekriegt – das wird ein Meisterwerk, mein Lieber! Komm, lass uns ein bisschen klimpern. Hier in deinem schönen Pumpwerk.“
Sie improvisieren ein paar Runden: All the Things You Are, Autumn Leaves, Blue Bossa, Body and Soul. Als Helge mit Fly Me to the Moon anfängt, sagt der Professor:
„Helge? Heeelge? Italiener?“
„Insalata Mista, Commendatore. Aye, aye. Aber subito. Die Herren Dackel, auf geht’s! Grobe Leberpaté liegt in der Luft.“
Zurück im Jazzlabor. Ob es die Macht der Gewohnheit ist oder ob der Grappa aufs Haus von Mario nachgeholfen hat – wir wissen es nicht. Wie immer sitzen beide an der Farfisa und spielen das Möhrchenlied.
Sie prusten vor Lachen, als wäre das zum ersten Mal passiert.
Knorb: „Helge, das kommt aufs Album.“
Helge: „Du hast gewaltig einen an der Marmel.“
Knorb: „Helge, was ist Jazz für dich?“
Helge: „Möhrchen-Lied nich, Werner.“
Professor Dr. Werner Knorb – Jazz-Schimpanse, Tuba-Virtuose, florale-Brillen-Liebhaber – und: Deutschlands einziger Jazzprofessor. Das allein würde schon reichen, um sich ein Denkmal aus Notenschlüsseln zu gießen. Aber Knorb wäre nicht Knorb, wenn er es dabei belassen hätte. Seine Habilitation bei Roger Bobo? Kein trockenes Papier, sondern eine wuchtige, an Pendereckis Polymorphia orientierte Version des Tuba-Stücks „Kreuz Kaiserberg“, von Bobo kommentiert mit: „Werner, das ist entweder genial – oder ein Notruf aus dem Untergrund.“ Knorb brummte nur. Die Aufnahme landete später, getarnt unter Pseudonym, auf dem legendären Album „Tuba Libera“ – ein Meilenstein für all jene, die Tuba nicht mehr nur mit Märschen assoziieren. Für seine Promotion zog er alle Register – und blies „The Lonely Shepherd“ auf der Tuba so sehnsuchtsvoll, dass Gheorghe Zamfir, Papst der Panflöte, zu Tränen gerührt war. Was folgte, war eine zweijährige Tour mit Zamfir und André Rieu: Rio, Tokio, Sydne...
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