Direkt zum Hauptbereich

Brass Beauty – Folge V: Richard Galliano kommt (endlich)


 

"Il es là, il est là, il es là", kläfft Langhaardackel Fritz. Rauhaardackel Gustav stimmt ein: "So. Dann ab zur Tür."

Vor dem ehemaligen Pumpwerk Alte Emscher, das heute als Jazzlabor von Prof. Dr. Werner Knorb dient, hält ein Citroën DS, bordeauxrot. "Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben." Der Professor eilt auf den Parkplatz. "Nous sommes ravis de vous accueillir, Richard ! On se tutoie ?"
"Werner, bien sûr qu'on se tutoie. Super que ça ait marché. Un petit bonjour aux toutous. Laisse-moi d'abord arriver. Bouchon. Bouchon. Ich komm aus Bonn. Hatte heute Nachmittag eine Concert im Münster."

Galliano nimmt sein Akkordeon vom Rücksitz, Wirft es über die Schulter und stapft ins Jazzlabor. Fritz hat Cannapés für einen Apéro vorbereitet, "Möchten Sie mal kosten?" - "Warum so steif, Leute", Galliano schnappt sich eine handvoll von den grazielen Köstlichkeiten und spült sie mit einem kräftigen Schluck eiskaltem Minervois runter, den Fritz auf einem Beistelltisch in einer Karaffe vorbereitet hat.

Gustav, wie immer kurz und knapp: "So. Dann legen wir mal los."

Sofort erfüllt die warme, melancholische Melodie von "Tango Pour Claude" das Jazzlabor. Gallianos Akkordeon haucht die sehnsüchtigen Klänge, der Professor begleitet ihn gefühlvoll auf der Tuba.

Und tatsächlich! Langhaardackel Fritz beginnt, sich elegant im Rhythmus zu wiegen. Er stupst Rauhaardackel Gustav an, der zunächst etwas unwillig dreinblickt, aber dann legen sie los. Es ist ein ungewöhnliches, aber umso charmanteres Tango-Ballett.

Gustav: "So viel Leidenschaft... da kriegt man ja Knoten in die Dackelbeine!"


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jazz mit Fell – Professor Knorb und seine Tour de Tuba

  Professor Dr. Werner Knorb – Jazz-Schimpanse, Tuba-Virtuose, florale-Brillen-Liebhaber – und: Deutschlands einziger Jazzprofessor. Das allein würde schon reichen, um sich ein Denkmal aus Notenschlüsseln zu gießen. Aber Knorb wäre nicht Knorb, wenn er es dabei belassen hätte. Seine Habilitation bei Roger Bobo? Kein trockenes Papier,  sondern eine wuchtige, an Pendereckis Polymorphia orientierte Version des Tuba-Stücks „Kreuz Kaiserberg“, von Bobo kommentiert mit: „Werner, das ist entweder genial – oder ein Notruf aus dem Untergrund.“ Knorb brummte nur. Die Aufnahme landete später, getarnt unter Pseudonym, auf dem legendären Album „Tuba Libera“ – ein Meilenstein für all jene, die Tuba nicht mehr nur mit Märschen assoziieren. Für seine Promotion zog er alle Register – und blies „The Lonely Shepherd“ auf der Tuba so sehnsuchtsvoll, dass Gheorghe Zamfir, Papst der Panflöte, zu Tränen gerührt war. Was folgte, war eine zweijährige Tour mit Zamfir und André Rieu: Rio, Tokio, Sydne...

Brass Beauty II – Levantine Breeze

  Es war beim DimJazz-Benefiz für das Frauenhaus Bab El Oued in Algier, wo Professor Knorb und Nassim Maalouf ein unerhörtes Duett improvisierten – Tuba gegen Trompete, eine Hommage an Cole Porter. Night and Day, Begin the Beguine und I’ve Got You Under My Skin – das ganze Programm. Das Publikum war aus dem Häuschen. Nach dem Konzert kam Nassim: „Werner, mein Sohn braucht einen Mentor. Jemanden, der nicht im Raster denkt.“ Knorb dachte kurz nach – und sagte dann nur: „Ich kenne da einen Bäckerburschen in Paris.“ Natürlich meinte er Gérard Boulanger, den Meistertrompeter am Conservatoire à rayonnement régional de Paris. Ein Handytelefonat später war alles geritzt.     „Gégé, prends le gosse, il assure à la trompette, tu vois.“     „Carrément, mon vieux Werner, t'as du flair, hein. Qu'il vienne, le keum.“ Heute, im Labor: Ibrahim Maalouf, Nassims Sohn, steht zwischen Vibraphon, Klangschalen und einem Haufen Notizhefte. Fritz serviert Mokka mit Kar...

Brass Beauty – Folge I: "Die Tasten, die Tiefe, die Texte"

  Prof. Dr. Werner Knorb war nie einer, der nur im Labor saß. Sein Netzwerk reicht von den Banlieues in Paris bis in die Kellerbars von Chicago. Dort traf er Patricia Barber – ausgerechnet bei einer LP-Aufnahme mit der Band Chicago. Der Titel? Baby, What a Big Surprise. Heute sind wir im Jazzlabor in Meiderich. Am Klavier im ehemaligen Pumpwerk Alte Emscher sitzt Patricia Barber – wie immer gelassen, aber mit der Präsenz einer durchgeführten Bach-Fuge. Sie nickt kurz. Knorb - mit floraler Brille, wie immer - hebt eine Augenbraue. „Patricia“, sagt er, „du bist nicht wegen der Currywurst hier.“ Sie lacht – leise, tief. Diese Stimme: irgendwo zwischen samtigem Rauch und intellektuellem Nachhall. Damals hatte sie Knorb nach der Probe auf einen Snack eingeladen. „Werner, I've got something you absolutely have to try. It's called a Jibarito. As a chimpanzee, I think you'll really take to it.“ „Mmm. Banana, meat, garlic. Right up my alley. Aber meine Barthaare stinken heute noch ...