Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Mai, 2025 angezeigt.

Brass Beauty II – Levantine Breeze

  Es war beim DimJazz-Benefiz für das Frauenhaus Bab El Oued in Algier, wo Professor Knorb und Nassim Maalouf ein unerhörtes Duett improvisierten – Tuba gegen Trompete, eine Hommage an Cole Porter. Night and Day, Begin the Beguine und I’ve Got You Under My Skin – das ganze Programm. Das Publikum war aus dem Häuschen. Nach dem Konzert kam Nassim: „Werner, mein Sohn braucht einen Mentor. Jemanden, der nicht im Raster denkt.“ Knorb dachte kurz nach – und sagte dann nur: „Ich kenne da einen Bäckerburschen in Paris.“ Natürlich meinte er Gérard Boulanger, den Meistertrompeter am Conservatoire à rayonnement régional de Paris. Ein Handytelefonat später war alles geritzt.     „Gégé, prends le gosse, il assure à la trompette, tu vois.“     „Carrément, mon vieux Werner, t'as du flair, hein. Qu'il vienne, le keum.“ Heute, im Labor: Ibrahim Maalouf, Nassims Sohn, steht zwischen Vibraphon, Klangschalen und einem Haufen Notizhefte. Fritz serviert Mokka mit Kar...

Sonderfolge: 22. Mai – Der Tag des Vanillepuddings. Knorb kocht Vla

Man kann nicht behaupten, dass Professor Dr. Werner Knorb ein sentimentaler Zeitgenosse sei. Aber der 22. Mai hat sich in seinem jazzvernebelten Kalender festgesetzt – und das einzig und allein wegen eines Nachtischs: Vanillepudding. Aber nicht irgendein Vanillepudding. Vla. Der echte. Der cremige. Der holländische. Die Geschichte beginnt – wie so oft – mit Musik. Irgendwann in den späten 90ern (oder war’s früher?), hatte Dave Stewart (ja, der Dave Stewart ) ein Projekt mit Candy Dulfer angesetzt. Irgendwas zwischen Funk, Jazz und Knorbscher Anarchie. Die beiden verstanden sich blendend, zumal der Professor seine Tuba wie ein Saxophon behandelte und Candy im Gegenzug ihr Saxophon wie eine Tuba hielt. Während einer längeren Aufnahmesession zu „Lily Was Here“ – Knorb steuerte das tief schwebende Fundament bei – kam Candys Mutter Inge ins Studio. Wie selbstverständlich servierte sie in der Pause Vla, dampfend und mit dem Löffel leicht aus der Schale tänzelnd. „Was ist das?“, fragte Knor...

Brass Beauty – Folge I: "Die Tasten, die Tiefe, die Texte"

  Prof. Dr. Werner Knorb war nie einer, der nur im Labor saß. Sein Netzwerk reicht von den Banlieues in Paris bis in die Kellerbars von Chicago. Dort traf er Patricia Barber – ausgerechnet bei einer LP-Aufnahme mit der Band Chicago. Der Titel? Baby, What a Big Surprise. Heute sind wir im Jazzlabor in Meiderich. Am Klavier im ehemaligen Pumpwerk Alte Emscher sitzt Patricia Barber – wie immer gelassen, aber mit der Präsenz einer durchgeführten Bach-Fuge. Sie nickt kurz. Knorb - mit floraler Brille, wie immer - hebt eine Augenbraue. „Patricia“, sagt er, „du bist nicht wegen der Currywurst hier.“ Sie lacht – leise, tief. Diese Stimme: irgendwo zwischen samtigem Rauch und intellektuellem Nachhall. Damals hatte sie Knorb nach der Probe auf einen Snack eingeladen. „Werner, I've got something you absolutely have to try. It's called a Jibarito. As a chimpanzee, I think you'll really take to it.“ „Mmm. Banana, meat, garlic. Right up my alley. Aber meine Barthaare stinken heute noch ...

Melodisches aus Mittel-Meiderich: Ein Arrangement für Tuba, Dackel und Jagdhorn

  Gustav von Oenkelstieg. Rauhaardackel. Jagdhornbläser. Kranzniederleger. Geboren unweit des Hachmannsfelder Gehölzes, aufgewachsen zwischen Holdtmannswiese und Struchtruper Kanalhafen. Seine Wurfkiste stand am Sögelweg, gegenüber der alten Trafostation. Gustav war kein Welpe, der sich drängte. Er wartete, bis der Futternapf frei wurde – aber dann: Zack. „So“, sagte er, leckte sich die Lefzen und wandte sich dem Wesentlichen zu: Der Bearbeitung seines vertrockneten Büffelhautknochens "Büffi". Sein Urururopa, Donald von Trollsheim Pfad, war ein Held beim großen Buxebölken in der Rößnitzer Senke. Drei Mufflons verbellt, alle gleichzeitig, bei Nebel. Dafür gab’s die Hanseatische Kokarde der Infanterie – liegt heute im Waldhäuschen von Höcklage, gut sichtbar unter Glas. Gustav besucht sie jedes Jahr zur Kranzniederlegung. Ohne Presse mit Heinrich Oertel (CDU). Im Jazzlabor. Der Professor wischte sich gerade das Mundstück der Tuba mit einem Batisttuch ab, als es klopfte. Dreimal,...

Gestrandet in Mittel-Meiderich: Fritz Blumendahl, Langhaardackel ohne Job

Fritz Blumendahl. Ehemaliger Kulturattaché in Rio de Janeiro. Langhaardackel. Meister der Pantomime. Seine Mutter, Nelly von Baerl, hatte Großes mit dem kleinen Welpen vor. Fritz, eben erst stubenrein, wurde bei Madame Cuvelier in Brüssel einquartiert. Er bekam das Zimmer neben den Tänzerinnen der Blue Belle Group. Madame Blue Belle war eine Koryphäe der französischen Bühnenästhetik in Valenciennes – aber nicht so groß wie Busby Berkeley in der Welt. Nach den Auftritten, frisch geduscht, wurde Fritz von den Tänzerinnen durchgeknuddelt und bekam einen Happen grobe Leberpaté. Fritz war selig. Der Teckel ging den steinigen Weg, lernte sieben Sprachen – akzentfrei, versteht sich. Selbst sein Wouf klang französisch. In Wirklichkeit waren es neun, wenn man Gestik und Diplomatie mitzählt. Über seinen Kommilitonen Toninho Aranha, Ururenkel des legendären Osvaldo Aranha, an der Alliance Française Bruxelles-Europe, öffneten sich ihm Türen in ein weltweites Netzwerk, die anderen auf ewig versch...

Jazz mit Fell – Professor Knorb und seine Tour de Tuba

  Professor Dr. Werner Knorb – Jazz-Schimpanse, Tuba-Virtuose, florale-Brillen-Liebhaber – und: Deutschlands einziger Jazzprofessor. Das allein würde schon reichen, um sich ein Denkmal aus Notenschlüsseln zu gießen. Aber Knorb wäre nicht Knorb, wenn er es dabei belassen hätte. Seine Habilitation bei Roger Bobo? Kein trockenes Papier,  sondern eine wuchtige, an Pendereckis Polymorphia orientierte Version des Tuba-Stücks „Kreuz Kaiserberg“, von Bobo kommentiert mit: „Werner, das ist entweder genial – oder ein Notruf aus dem Untergrund.“ Knorb brummte nur. Die Aufnahme landete später, getarnt unter Pseudonym, auf dem legendären Album „Tuba Libera“ – ein Meilenstein für all jene, die Tuba nicht mehr nur mit Märschen assoziieren. Für seine Promotion zog er alle Register – und blies „The Lonely Shepherd“ auf der Tuba so sehnsuchtsvoll, dass Gheorghe Zamfir, Papst der Panflöte, zu Tränen gerührt war. Was folgte, war eine zweijährige Tour mit Zamfir und André Rieu: Rio, Tokio, Sydne...