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Es werden Posts vom September, 2025 angezeigt.

Pflaumenmus to Birdland: Knorbs Jazzwunder an der Aktienstraße

Die Alte Lampe an der Aktienstraße in Mülheim war mehr als nur eine Jazzkneipe. Die Wände waren vom Rauch der Jahrzehnte geschwärzt, die Tische klebten, und die Gesichter, die man hier sah, gehörten fast alle zur Familie. Man musste keine Legende sein, um hier aufzutreten, aber die Bühne war bekannt dafür, Musiker in eine zu verwandeln. An diesem Abend kündigte Mülheims bekanntester Trompeter, Helmut Schlitt, einen besonderen Gast an: „Meine Damen und Herren, heute begrüßen wir einen ganz besonderen Künstler. Einen waschechten Jazz-Schimpansen. Ja, Sie haben richtig gehört. Aber ich lasse ihn sich am besten selbst vorstellen.“ Ein Tuscheln ging durch den Raum. Ein Schimpanse? Dann trat Werner Knorb im Batikhemd, barfuß wie immer und mit seiner floralen Brille, ans Mikrofon. „Ich mache es kurz“, sagte er. „Mein Motto für heute: No sex, no drugs, no Dixieland.“ Der Witz saß. Ein Lachen ging durch den Raum. Knorb hob die Tuba an, atmete tief ein – und plopp . Ein seltsam dumpfes Geräusch....

Affenartig gut: Helmut Schlitt entdeckt Werner Knorb

  "Dat gibbet doch nicht", Mülheims Jazzlegende Helmut Schlitt fühlt sich von Professor Ulrich Haas am Telefon auf den Arm genommen. "Doch, doch", sagt Haas: "Der Schimpanse ist ein absolutes Naturtalent. Der spielt Tuba wie Roger Bobo. Komm vorbei."  Schlitt setzt sich widerwillig in seinen alten Ford Taunus und fährt die Ruhr hinauf nach Werden. "Wenn der Haas mich hier nur veralbern will…", murmelt er, während er auf den Hof der Folkwang-Hochschule einbiegt. Im kleinen Proberaum riecht es nach Bohnerwachs und Pflaumenmus. Da sitzt er: Werner Knorb, barfuß wie immer, mit der floralen Brille auf der Nase und der Tuba auf dem Schoß. Das Instrument glänzt nicht, sondern ist stellenweise stumpf und verschmiert. Knorb wienerte eifrig mit einem Batisttuch. Haas grinst: "Werner hat wieder bei der Probe sein geliebtes Baguette mit Pflaumenmus gefuttert." Dann legt Knorb los. " Lullaby of Birdland " – nicht brav, nicht akademisch, ...

Der Solex-Schmu von Tongeren

  Es war noch dämmrig, der Nebel hing zwischen den Straßenlaternen wie ein grauer Vorhang, als Prof. Dr. Werner Knorb barfuß über das Kopfsteinpflaster tappte. Der Trödelmarkt von Tongeren erwachte gerade: Händler klappten ihre Tapeziertische auf, ein altes Transistorradio krächzte Brassens, irgendwo zischte eine Kaffeemaschine, und der Duft von Waffeln mischte sich mit feuchtem Karton. Knorb bewegte sich nicht wie ein Käufer, sondern wie ein Schiedsrichter, der den Platz betrat. Er wusste: Er musste nichts suchen – die Dinge traten von selbst zu ihm. Mit einer beiläufigen Geste strich er über Schallplattenhüllen, schnalzte abschätzig mit der Zunge, klopfte auf eine verbeulte Trompete, als hätte er schon ihr Urteil gefällt. Bei einem verrosteten Vierteltonhorn blies er ein paar Takte der Brabançonne , nur um es dann mit wegwerfender Miene zurückzulegen. Händler grinsten. „Der alte Affe wieder. Bringt alles zum Klingen.“ Doch sie wussten auch: Mit ihm zu feilschen war aussichtslos...

Carepaket aus Walsum

  Alle drei Monate dasselbe Ritual. Ein leises Surren kündigt ihn an, dann biegt der kleine elektrische Lieferwagen von DPD um die Ecke des ehemaligen Pumpwerks Alte Emscher .  "Hallo Herr Professor!", ruft Mehmed, grinst unter seiner Basecap, während er ein Päckchen in die Höhe hält. "Nachschub. Die Cheffin schickt schwarzes Gold." Professor Dr. Werner Knorb , Deutschlands einziger Jazzprofessor, unterbricht selbst die konzentriertesten Improvisationen. Er legt seine Tuba beiseite, als Mehmed die große Stahltür des Pumpwerks einen Spalt öffnet. Und Fritz und Gustav , die Herren Dackel, ihn kläffend begrüßen. Knorb weiß, wer "die Cheffin" ist. Marion Ahlers , Tierpflegerin in Rente. Mit dem Opinel schlitzt er vorsichtig das Paketband auf und fördert einen vorbildlich gepolsterten Karton zutage. Darin: drei Gläser Walsumer Schwarzmus von Bauer Blomenkamp. Es ist seine Sorte. Jene tiefdunkle, würzige Schlotze, die nur auf dem Hof Blomenkamp in Walsum nach e...