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Es werden Posts vom Juli, 2025 angezeigt.

Vader Willem - Gamelan auf Blechnapf

    Willem, Vater von Professor Dr. Werner Knorb, war kein stiller Typ. Im Zoo Duisburg im Gehege gleich hinter dem Flamingoteich – war er jahrelang der inoffizielle Taktgeber des Affenhauses. Ein echter Primus unter den Primaten, gebaut wie ein Hüne. Sein Stammbaum? Zoointern lückenhaft dokumentiert. Man sagt, seine Vorfahren stammten ursprünglich aus dem Burger’s Zoo in Arnheim, aber Willem selbst war längst eine Institution: aufgewachsen in der dritten Generation in Menschenobhut, mit ausgeprägtem Geltungsdrang und einer Vorliebe für große Auftritte. Besonders vor der Fütterung. Denn Willem spielte. Nicht etwa Instrumente. Nein: Er spielte Napf. Einen schlichten Blechnapf, den er sich mit einem Bambusstab zur Klangskulptur umbaute. Seine Rhythmen waren keine Improvisation, sondern Erhebung. Fein verästelt wie balinesisches Gamelan – ohne Noten, ohne Regeln, aber mit Präsenz. „Wenn Willem loslegte“, erinnerte sich einmal Marion Ahlers , langjährige Pflegerin, „da war es muc...

Brass Beauty - Out Now!

  „Yes, I probably would sell more records if I did things a different way, but then I wouldn’t be happy.“ Professor Doktor Werner Knorb . Der Jazz-Schimpanse, wie er leibt und lebt. Das Rolling-Stone-Magazin hatte ihn interviewt und gefragt, warum sein neues Album Brass Beauty, das Stücke enthält, die nur eine Handvoll Jazzkenner beim dritten Glas Absinth in einem abgelegenen Pariser Kellerclub goutieren, nicht zugänglicher sei. Warum er sich den Weg zu einem breiteren Publikum so selbst verbauen würde. Knorb zuckte die haarige Schulter, schob die florale Brille nach oben und antwortete auf seine Weise:  „Ich bin nicht hier, um zu gefallen. Ich bin hier, um zu klingen.“ Dabei ist Brass Beauty kein sperriges Werk. Es ist nur eigensinnig. Patricia Barbers Black Magic Woman eröffnet das Album wie eine Einladung in ein mondbeschienenes Paralleluniversum. Maaloufs Nomade Slang zieht dann die Teppiche unter den Füßen weg – rhythmisch, schwebend, nie da, wo man ihn erwartet. Jeff ...

Brass Beauty – Folge VIII: Juste comme ça

  Nikki Yanofsky hatte im ehemaligen Pumpwerk Alte Emscher übernachtet. Sie war spät in Düsseldorf angekommen. Irgendwie wollte sie nicht ins Hotel. Zu kalt, zu funktional. - "Nikki, Du kannst im Labor pennen." - Knorb hatte ihr die Schlüssel unter die Fußmatte gelegt. Fritz hatte ein rotes Schokoherz auf das Feldbett mit dem dicken Carinthia-Schlafsack gelegt. Als Knorb morgens mit der Solex und den beiden Dackeln im Beiwagen zum Dienst erscheint, steht auf dem abgedeckten Vibraphon ein kleines Frühstücks-Buffet: Croissants, Bagels (Nikki ist aus Montréal) und je ein Happen grobe Leberpaté für die Herren Dackel. Knorb: „Das erste Mal hab ich dich 2011 in Montreux gehört. B. B. hatte mich gebucht. Ich sollte was Leichtes spielen zu "Key To The Highway". Ding der Unmöglichkeit. Ich hab’s trotzdem gemacht. Ich mach mich ja gern zum Affen. Kam tatsächlich gut an, mein Tüdelü. B. B. hat wie immer fürstlich gezahlt. Und dann... standet ihr plötzlich da.“ Nikki (blickt ...

Brass Beauty – Folge VII: Marie-Jeanne-Gabrielle

    „Ich werd oval. Die Tribordais kommen!“ Fritz schüttelt sich. Langhaardackel empört. Gustav schiebt die Brauen zusammen. „So. Jetzt ist er völlig durchgedreht. Der Amtstierarzt soll antanzen.“ Der Professor aber, barfuß wie immer, mit floraler Brille auf der Nase, blickt versonnen in die Nachmittagssonne, die durchs Fenster des ehemaligen Pumpwerks Alte Emscher fällt. „Ihr habt ja keine Ahnung“, murmelt er. „Das hier ist keine bretonische Schifferklaviertruppe. Ich hab sie gehört. Live. Bei La Meule en fête.“ Fritz verzieht die Lefzen. „Ich rieche Brackwasser.“ Knokke, Kneistival und königlicher Briefverkehr Es habe, so Knorb, alles in Knokke begonnen. Beim Kneistival stand er mit Dotan auf der Bühne. Der belgische König saß im Publikum, inkognito. „Nach dem Auftritt kam er zu mir, klopfte mir auf die Schulter und sagte nur: Formidable, Monsieur le Professeur.“ Am nächsten Tag lag ein Brief im Kasten – Farnblätter, Wachssiegel, schweres Papier: Einladung auf die Île d’Yeu....