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Die Geschichte von Oma-Boy und der Langhaardackeldame Nelly wäre keine schöne Geschichte, wenn ich nicht noch eine nachklappen könnte.
Oma-Boy war ja nicht meine Oma, sondern Helga Wurst war die Oma der Kinder von nebenan. Ihr angestammtes Habitat - und das von Langhaardackeldame Nelly - war folglich nicht der Mitzwinkel, sondern sie wohnte im Schatten des Klärwerks an der Boye in Bottrop-Boy.
Nun hat Boy wenig Beschauliches zu bieten. Aber: Zwischen Welheim, Batenbrock und Eigen, gibt es mit der Eisdiele Pizzinato, der Speisegaststätte Haus Rita und dem Lebensmittelgeschäft von Herrn Triebe alles, was das Leben lebenswert macht.
Zwei Mal in der Woche ist sogar gehöriges Leben und Treiben in Boy angesagt, denn dienstags und freitags ist Markt. Dann konnte man in den frühen 70ern ein eigentümliches Trifolium über die Horster Straße zum Boyer Markt wackeln sehen.
Vorneweg zog Langhaardackeldame Nelly, mit dem sicheren Wissen, am Metzgerwagen einen ordentlichen Happen Fleischwurst 'mit' ergattern zu können. Dahinter trippelte Oma-Boy, deren Frisur dem Fell von Langhaardackeldame Nelly bis aufs Jota glich und die so mit dem Hündchen eine Einheit zu bilden schien. Aber das tut hier nix zur Sache. Hinter dem Dackel-Oma-Gespann bollerte ein mit Black-Watch-Karos bezogener Hackenporsche.
Quetschchen hier, Quetschchen da. Bei Bauer Busch wanderten ein paar Kartoffeln in den Hackenporsche. Beim Metzgerwagen kam ein schönes Stück geräucherter Bauchspeck dazu. Nelly bekam selbstverständlich einen ordentlichen Happen Fleischwurst 'mit'. Dann war es halb eins schon durch und Oma-Boy musste sich beeilen, um noch zum Lebensmittelgeschäft von Herrn Triebe zu kommen.
Herr Triebe war ein bisschen ungeduldig und hatte den Schlüssel für seinen Laden schon um zehn vor eins ins Schloss gesteckt, weil er den Laden pünktlich schließen wollte. Denn von eins bis drei war Pausenzeit und zu Hause wartete seine Frau schon mit dem Mittagessen.
Kurz vor Knapp kam Oma-Boy mit Nelly und dem Hackenporsche bei Herrn Triebe an. Eilendst wurde das Gefährt mit 36 Päckchen Sunkist gefüllt - damals noch in der typischen Tetraeder-Verpackung mit angeklebtem Trinkhalm. Das waren immerhin fast neun Liter Getränk die Oma-Boy hier jeden Dienstag und Freitag auflud und in ihre Wohnung spedierte. (Rechnet mal nach! Da kommen über die Zeit einige Päckchen zusammen.)
Wenn die Blagen mit:"Ich hab' Durst!", ankamen, wurde das im Revier gerne mit:"Dann geh zu Frau Wurst", beantwortet - auch in Bottrop-Boy. Und so kam es gar nicht selten vor, dass es bei Oma-Boy schellte und irgendwelche Rotzigen aus der Nachbarschaft ein Getränk nachfragten. Für diese Fälle hatte Helga Wurst immer die dreieckigen Päckchen im Haus.
Am 3. Oktober 1995 ehrte die Stadt Bottrop die großherzige und großzügige Oma aus Bottrop-Boy und ihre Sunkist-Päckchen posthum mit dem Haldenereignis "Emscherblick". Seither ist der Tetraeder auf der Halde Beckstraße eine der berühmten Landmarken im Revier. Glückauf!
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