Direkt zum Hauptbereich

Oma-Boy und das Teckel-Trauma

Wenn man als junger Mensch seine Großeltern noch lebend antrifft, gibt es ein gravierendes Problem: Wie soll man sie nennen?



Bild von HansPeter Schröer auf Pixabay


Ich seh' die Schlauberger schon aus der Hecke kriechen, die sagen:"Dann nenn' sie doch einfach Oma und Opa!" Jaha, kann man machen. Aber: Es gibt jeweils zwei! Zwei Opas und zwei Omas. Und schon ist oben genanntes Problem wieder da.

Moderne Freunde der Signifik begegnen der Sache mit sprachreformatorischen Bemühungen, indem sie versuchen, die Homophonie durch Okkasionalismen zu  entschärfen. Die Schaberniaks sind dann Oma und Opa. Die Welkenschröters heißen fortan Omi und Opi. Wobei Omi-Welkenschröter als Eigenbezeichnung bei Oma bleibt. - "Omi? Nee, ich bin doch die Oma! Soll doch die Schaberniak die Omi sein." - Und Opa-Schaberniak sagt:"Ich bin der Kurt." Was aber auch nicht geht, wegen Onkel Kurt von der Welkenschröter-Seite her. Hoffnungslos.

Nun bin ich in einer Zeit aufgewachsen, in der noch flächendeckend Erdkundeunterricht erteilt wurde. Das führte natürlich dazu, dass die Fans der Proxemik sich nun in diesem lokomotorischen Teilbereich gütlich tun konnten. Die, die in der Nähe wohnten, waren Oma und Opa. Die anderen bekamen einen Kommunalpräfix oder -suffix dran gepappt. In meinem Fall: Lübeck-Oma und Lübeck-Opa.

Aber kommen wir zu Oma-Boy. Und nein, auch wenn es für Euch naheliegend ist, sie hatte keine Karriere im horizontalen Gewerbe in Bangkok gemacht, sondern war eine verwitwete Rentnerin aus Bottrop-Boy. Namensgebend ist der Nebenfluss der Emscher: Die Boye.



Bild von B. Schmidt auf Pixabay

Oma-Boy war auch nicht meine Oma, sondern die von den Kindern nebenan. Immer an der Seite von Oma-Boy war die zierliche Langhaardackeldame Nelly. Nellies Fell war ein 100%-Match zum Haupthaar von Oma-Boy. Aber das tut hier nix zur Sache.

Tatsache war, dass wir Kinder von den Erwachsenen oft mit Sprüchen abgebügelt wurden.

Etwa so:"Ich will ein Eis!" - "Kinder mit 'nem Willen, kriegen auf die Brillen."

Oder:"Jörn und ich wollen 'ne Cola!" - "Kinder, die was wollen, kriegen auf die Bollen. Und Cola gibt's schon mal gar nicht. Ich glaub, ich steh' im Wald."

Gerne auch:"Ich hab' Durst!" - "Dann geh' zu Frau Wurst." - "Wiesoho?" - "Die hat ein Hündchen, das pinkelt Dir ins Mündchen."

Und jetzt der Hammer: Oma-Boy hieß mit bürgerlichem Namen: Helga Wurst.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Croissant mit Kochschinken

Viele Sommer habe ich auf dem Campingplatz in Valvignères verbracht. Ein paar Strohballen, in die ein Sonnenschirm mit Hannoveraner Bierwerbung gesteckt war, ein kleines Zelt für 25 Mark von Aldi, Klappstuhl, Kühlbox und von Vattern ausgeborgt den jeweils neuesten 3er-Coupé von BMW in der Ausstattungsvariante 2. Frühling. Fetteste Schlappen usw. Ihr wisst bescheid. Gleich neben der Kirche von Valvignères an der mittelalterlichen Stadtmauer gab es einen kleinen Laden. Es gab Brot, Bier und die L'Équipe - halt alles, was man im Sommer so braucht. Und ein paar Kleinigkeiten mehr. «  Valvignères02  » par Prankster — Travail personnel . Sous licence CC0 via Wikimedia Commons . Die südfranzösische Sommersonne kann so brutal sein. Besonders, wenn sie morgens um viertel nach sechs auf billige Aldi-Zelte am Rande des Plateau du Coiron brennt. Da hilft nur eins: Chercher les pains - Brot holen. Nun hatte Valvignères keinen Bäcker. Aber den kleinen Laden, der als Dépot de Pain - ...

Mein erstes Mahl

Blick zurück: Anfang der 80er. Ja, wie alt war ich? Vielleicht zwölf. Bootsferien. Der Herbst zuvor: Holland!  Die Nachbarn waren auch mit von der Partie. Mein Vater hatte null Ahnung von der Christlichen Seefahrt. Der Nachbar (Philologe) hatte auch nur mal als Student auf einer Zechenbahn in Essen-Kray als Heizer ausgeholfen. Tag eins war eine Beinahkatastrophe. Ablandiger Wind. Muss ich mehr sagen? Die beiden Kapitäne hatten komplett die Kontrolle über das Boot verloren. Den beiden Holländern, die uns geholfen haben, die Meeuwe sicher in den Hafen von in Blokzijl zu manövrieren, gehört heute noch der Orden vom Niederländischen Löwen mindestens(!) im Kommandeursrang verliehen. Wie Eindampfen über die Vorspring geht, weiß ich seither.  Bootsferien is' wohl nix für uns. Dachte ich. Der nächste Herbst kam, die nächsten Bootsferien kamen."Iiiiich fahr' nicht mehr mit", stellte meine Mutter rigoros  klar. Die Nachbarn blieben an Bord.  Mutter Nach...

Gebrannte Pinienkerne

Sch... verbrannt! Und billig sind die Dingern nun echt nicht (mehr). Wenn man Pinienkerne für ein Pesto oder für den Salat in der Pfanne röstet muss man höllisch aufpassen. Gerade denkt man noch, werden die Piñónes denn überhaupt nicht braun? Da sind sie schon verbrannt. Abhilfe schafft hier ein Küchengerät, das ich im Rahmen dieses Blogs schon vor einigen Tagen hier besprochen habe. Der gute alte Minibackofen. Vor einigen Jahren habe ich mir im einschlägigen Versandhandel eine Blini-Eisenpfanne aus französischer Produktion zugelegt, die ich aber bislang sehr selten benutzt habe. Doch im Zusammenspiel mit dem Minibackofen ergibt sich ein unschlagbares Team, wenn es um die Röstung von Pignons de Pin geht. Hier das Rezept: Pinoli in die Pfanne (komisch immer werden 30 Gramm in den REZen verlangt) Minibackofen auf 175° drehen (Ober- und Unterhitze aktiv) Zeitschalter auf sechs Minuten und ab dafür Dazu passt ein Export 33, das man ohne Öffner einfach aufschraubt und eiskalt vor dem Fernse...