Für Professor Knorb war das ehemalige Pumpwerk Alte Emscher in Duisburg-Meiderich mehr als eine Immobilie – es war eine Vision. Ein Refugium für den Jazz, fernab steriler Konzertsäle, mitten im Revier. Der Weg dorthin war kein Spaziergang, sondern eine Expedition durch den Dschungel der Duisburger Lokalpolitik – ein Terrain, das Knorb mit der gleichen eigenwilligen Virtuosität bespielte wie seine Tuba.
Gerüchten zufolge begann alles mit einer folgenschweren Begegnung auf dem Duisburger Weinfest. Knorb – florale Brille, Dackelgespann Gustav und Fritz im Solex-Seitenwagen – traf auf Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling und den einflussreichen SPD-Fraktionschef Bruno Sagurna. Ein Glas Chinon, ein zweites, dann saß Knorb nicht nur am Tisch, sondern in den Köpfen der Entscheider. Er sprach von kultureller Avantgarde, von internationaler Strahlkraft für eine Stadt, die man eher mit Kohle und Stahl als mit Jazz verbindet.
Was folgte, ging als die legendäre Mauschelei in die Stadtgeschichte ein. Ein Sonderkredit der Sparkasse Duisburg – so hoch, dass selbst erfahrene Banker die Augenbrauen hoben – fand seinen Weg in Knorbs Projekt. Ein Kredit, den sonst nur Leute mit einem Stammbaum voller Multimillionäre bekommen hätten. Man tuschelte von nächtlichen Sessions in Hinterzimmern, wo Knorb nicht nur sein Taktgefühl, sondern auch sein Verhandlungsgeschick ausspielte. Er versprach der Oberbürgermeisterin, Weltstars nach Duisburg zu holen – und er meinte es ernst.
Patricia Barber erkundigte sich angeblich vorab telefonisch nach der Qualität der Currywurst im City Grill. Jeff Lorber ließ sich einen Drohnenflug über den Landschaftspark bezahlen. Es hieß, Esperanza Spalding habe via Zoom das Lichtkonzept abgenickt. Joshua Redman schickte eine Postkarte mit dem Satz: „Knorb ist der Grund, warum ich meine Abneigung gegen Industriebrachen überdacht habe.“ Sogar Wynton Marsalis ließ verlauten, er schätze Knorbs kompromisslose Haltung zur Improvisation.
Und Knorb lieferte. Die ersten Konzerte im Pumpwerk waren nicht nur ausverkauft – sie waren Ereignisse. Jazzfans aus aller Welt pilgerten nach Meiderich. Die Stadtväter strahlten, die Lokalpresse jubilierte. Der Deal hatte sich gelohnt. Das Pumpwerk wurde zum Jazzlabor, zur kulturellen Leuchthalle – untrennbar verbunden mit dem Namen Professor Dr. Werner Knorb. Man sagt, die Oberbürgermeisterin habe seinen Namen fortan bei jeder Gelegenheit fallen lassen – als Beweis dafür, wie man mit Visionen und einer Prise unkonventioneller Diplomatie eine ganze Stadt auf die Jazz-Landkarte setzt.
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