Viele Sommer habe ich auf dem Campingplatz in Valvignères verbracht. Ein paar Strohballen, in die ein Sonnenschirm mit Hannoveraner Bierwerbung gesteckt war, ein kleines Zelt für 25 Mark von Aldi, Klappstuhl, Kühlbox und von Vattern ausgeborgt den jeweils neuesten 3er-Coupé von BMW in der Ausstattungsvariante 2. Frühling. Fetteste Schlappen usw. Ihr wisst bescheid.
Gleich neben der Kirche von Valvignères an der mittelalterlichen Stadtmauer gab es einen kleinen Laden. Es gab Brot, Bier und die L'Équipe - halt alles, was man im Sommer so braucht. Und ein paar Kleinigkeiten mehr.
« Valvignères02 » par Prankster — Travail personnel. Sous licence CC0 via Wikimedia Commons.
Die südfranzösische Sommersonne kann so brutal sein. Besonders, wenn sie morgens um viertel nach sechs auf billige Aldi-Zelte am Rande des Plateau du Coiron brennt. Da hilft nur eins: Chercher les pains - Brot holen.
Nun hatte Valvignères keinen Bäcker. Aber den kleinen Laden, der als Dépot de Pain - als Brotdepot diente. Wenn es die erbarmungslose Sonne des Südens noch nicht geschafft hatte, spätestens, wenn der Bäckerwagen durchs Dorf gebrettert war, war ich wach.
Die Zahncreme konnte den Geschmack vom einfach Gamay aus der Dorfkellerei nur schlecht übertünchen, der zum Pétanque die ganze Nacht gut gekühlt in Strömen geflossen war. Unvernünftigerweise, statt gegen Durst schlicht Wasser zu trinken. Ja, ja, ich weiß. Gamay ist Rotwein, soll Zimmertemperatur haben. Aber im Süden kommt er nun mal in den Kühlschrank. Is' einfach so.
Weiter im Text: Das langgezogene, gequält melodische "Boonjouuur" der Krämerseele in dem kleinen Laden treibt mir heute noch das Gefühl in den Nacken, das sich einstellt, wenn man Styropor auf dem Küchenheizkörper quietschen lässt.
Ein Baguette und zwei Croissants waren schnell gekauft. Aber dann griff ich zu einem perfiden Mittel der Rache als Vergeltung für den entsetzlichen Morgengruß des Commercanten: Ich bestellte zwei Scheibchen gekochten Schinken. "Zwei Monsieur?" - "Ja, bitte zwei und nicht zu dick, s'il vous plaît!"
Ach, was war das für ein Stöhnen, wenn die Aufschnittmaschine abgewischt werden musste. Wo war denn noch gleich der Lappen. Ein Ächzen, wenn der riesige Kochschinken aus der Kühlung gehievt wurde. "Eh, zwei Scheiben, Monsieur?" - "Volontiers, Monsieur! Passt perfekt zu Ihren hervorragenden Croissants."
Heute, genau 17 Jahre später habe ich dieses raffinierte Rezept erneut für Euch ausprobiert. Um an ein Weltmeisterliches Croissant zu kommen, erklimme ich täglich mit meinem neuen Drössiger-MTB über die Cavée des Pâtis Doux das Kalksteinmassiv von Hautot, um dann im Nachbarort Varengeville in der Bäckerei Biovin Croissants und in der Metzgerei Raby Kochschinken zu erstehen.
Und verfeinert mit einem Hauch normannischer Butter ist es noch besser als einst in Valvignères. Voilà!
Gleich neben der Kirche von Valvignères an der mittelalterlichen Stadtmauer gab es einen kleinen Laden. Es gab Brot, Bier und die L'Équipe - halt alles, was man im Sommer so braucht. Und ein paar Kleinigkeiten mehr.
« Valvignères02 » par Prankster — Travail personnel. Sous licence CC0 via Wikimedia Commons.
Die südfranzösische Sommersonne kann so brutal sein. Besonders, wenn sie morgens um viertel nach sechs auf billige Aldi-Zelte am Rande des Plateau du Coiron brennt. Da hilft nur eins: Chercher les pains - Brot holen.
Nun hatte Valvignères keinen Bäcker. Aber den kleinen Laden, der als Dépot de Pain - als Brotdepot diente. Wenn es die erbarmungslose Sonne des Südens noch nicht geschafft hatte, spätestens, wenn der Bäckerwagen durchs Dorf gebrettert war, war ich wach.
Die Zahncreme konnte den Geschmack vom einfach Gamay aus der Dorfkellerei nur schlecht übertünchen, der zum Pétanque die ganze Nacht gut gekühlt in Strömen geflossen war. Unvernünftigerweise, statt gegen Durst schlicht Wasser zu trinken. Ja, ja, ich weiß. Gamay ist Rotwein, soll Zimmertemperatur haben. Aber im Süden kommt er nun mal in den Kühlschrank. Is' einfach so.
Weiter im Text: Das langgezogene, gequält melodische "Boonjouuur" der Krämerseele in dem kleinen Laden treibt mir heute noch das Gefühl in den Nacken, das sich einstellt, wenn man Styropor auf dem Küchenheizkörper quietschen lässt.
Ein Baguette und zwei Croissants waren schnell gekauft. Aber dann griff ich zu einem perfiden Mittel der Rache als Vergeltung für den entsetzlichen Morgengruß des Commercanten: Ich bestellte zwei Scheibchen gekochten Schinken. "Zwei Monsieur?" - "Ja, bitte zwei und nicht zu dick, s'il vous plaît!"
Ach, was war das für ein Stöhnen, wenn die Aufschnittmaschine abgewischt werden musste. Wo war denn noch gleich der Lappen. Ein Ächzen, wenn der riesige Kochschinken aus der Kühlung gehievt wurde. "Eh, zwei Scheiben, Monsieur?" - "Volontiers, Monsieur! Passt perfekt zu Ihren hervorragenden Croissants."
Heute, genau 17 Jahre später habe ich dieses raffinierte Rezept erneut für Euch ausprobiert. Um an ein Weltmeisterliches Croissant zu kommen, erklimme ich täglich mit meinem neuen Drössiger-MTB über die Cavée des Pâtis Doux das Kalksteinmassiv von Hautot, um dann im Nachbarort Varengeville in der Bäckerei Biovin Croissants und in der Metzgerei Raby Kochschinken zu erstehen.
Und verfeinert mit einem Hauch normannischer Butter ist es noch besser als einst in Valvignères. Voilà!
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