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Gedanken am Sonntag LVII

Um einen Sachverhalt zweifelsfrei als französisch zu identifizieren, muss man sich nur auf die Suche nach einer völlig nebensächlichen Kleinigkeit begeben: Dem Firlefanz.

Zwei Beispiele:

Bestellt man sich den Knipser für die Autobahnmautstellen, wird dieser in weniger als einer Woche per Einschreiben im Watteumschlag geliefert. Es steckt schon in seinem Halter und der ist mit doppelseitigem Klebeband ausgestattet. Quasi gebrauchsfertig - wenn da nicht das kleine Tütchen wäre. also doch die Anleitung lesen. Sauber und fettfrei soll die Autoscheibe sein, an die man den Knipser kleben will. Dafür könne man einen kleinen Lappen verwenden - wer hätte das gedacht. Und falls man keinen Lappen im Haus habe, müsse man nun nicht extra los, sondern in dem kleinen Tütchen befindet sich ein 5 x 5 cm Lappen, den man dafür nehmen könnte.

An der A28 gibt es nicht so viele Raststätten, wie an anderen französischen Autoroutes, sondern Servicepoints. Sinnvollerweise hat man die nicht vor den Mauschranken installiert, sondern dahinter. Für den Télépéageur kein Problem. Es wird ja automatisch abgebucht. Für alle anderen heißt es Kleingeld kramen. An diesen Servicepoints gibt es auch Tankhalbautomaten, die Kreditkarten oder Bargeld futtern - aber nicht einfach so. Sondern man lässt sich per Firlefanz-Funk mit der nächsten Raststätte verbinden, sagt den Eurobetrag, den man vertanken möchte, zahlt und sollte dann nicht zuviel veranschlagt haben, weil das Benzin, das man nicht vertanken kann verfällt. Als wenn es von New York bis Napoli nicht tausende Tankautomaten gibt, bei denen man einfach die Karre voll laufen lässt, ohne mit irgendeiner Kassiererin per Funk zu konferieren...

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