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Gedanken am Sonntag LVI

Schade, dass die öffentlich-rechtlichen die Tour nicht mehr übertragen. Die kreuzdämlichen "der Helikopter überquert hier ein Schloss"-Kommentare "hier sehen wir Weinfelder, von einem guten Tropfen, der in dieser Gegend wächst" haben meinen Vater und mich immer zu schallendem Gelächter hingerissen. Immer wieder gern: Emich zu Ullrich [röchelnd im Ziel]: "Jan, wie fühlen Sie sich?"

Außerdem waren die Nachmittage schön verplant und ausgefüllt.

Meine Mutter kam irgendwann kurz nach drei, damals noch mit Tierheimhund Moritz, aus dem Wald [wir eigentlich im Halbschlaf, aber schnell zu Peter Woidt auf Eurosport rüber geknipst und kundig mitkommentiert]: "Hängt Ihr schon wieder vor der Flimmerkiste und guckt Euch den Quatsch an?" - Wir [scheinbar] ärgerlich: "Psst!"

Paar Minuten später - mein Vater: "Mama? Können wir ein Täschchen Kaffee haben?" - Ich: "Und das Eis!" Serviert wurde neben dem Pott Kaffee ein phantastisches Eis aus dem nördlichen Tempel, dessen Hörnchen innen mit Schokolade gegen Durchsuppen glasiert war und dessen Füllung aus Schoko-Vanille-Eis mit irgendeinem leckeren Schnaps bestand - leider schon lange nicht mehr im Sommersortiment.

Wenn Didi Senft eingeblendet wurde, gab es ein Pils. Das war dann mein Part. - "Nimm aus dem Kühlschrank im Keller - die sind richtig kalt." Bei Bergankunft konnten es auch mal zwei werden.

Als die Krankheit meinen Vater schon fest im Griff hatte und von Kommunikation schon keine Rede mehr sein konnte, schellte es trotzdem um drei bei mir an der Tür, das Eis wurde aus dem Kühler gekramt ...und zehn Kilometer vor dem Ziel - ein Bier.

En bald.

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